Feinstaubwerte aktuell auf hohem Niveau
(März 2014) Wer sich derzeit die Deutschlandkarte mit den aktuellen Tagesmittelwerten der Feinstaubkonzentration auf den Seiten des Umweltbundesamtes ansieht, der sieht vor allem Rot und Orange. Das bedeutet, dass sich die Feinstaubkonzentration aktuell über größere Gebiete der Bundesrepublik auf einem Niveau nahe oder oberhalb des Grenzwertes befindet.
Hochdruck-Wetterlage sorgt für dicke Luft
Obwohl der Himmel gerade so schön blau ist, ist die Luft besonders belastet. „Hochdruckwetterlagen mit geringen Windgeschwindigkeiten und einem eingeschränkten Austausch zwischen den verschiedenen Luftschichten begünstigen die Anreicherung von Schadstoffen in den unteren Luftschichten“, erklärt Arno Graff vom Umweltbundesamt (UBA), Leiter des Fachgebiets Beurteilung der Luftqualität. Hinzu kommt, dass jetzt noch viele Menschen auch mit Holz heizen. Graff: „Feinstaub entsteht vor allem durch Emissionen aus Kraftfahrzeugen, Kraft- und Fernheizwerken und vermehrt auch durch das Befeuern von Kaminöfen.“
Gefährlich auch unterhalb des Grenzwertes
Zum Schutz der Gesundheit gelten seit dem 01.01.2005 europaweit einheitliche Grenzwerte für Feinstaub: Der Tagesgrenzwert beträgt 50 µg/m3 und darf nicht öfter als 35mal im Jahr überschritten werden. Der zulässige Jahresmittelwert liegt bei 40 µg/m3.
Doch es gibt eigentlich keine unbedenkliche Konzentration, keinen „Grenzwert“ unterhalb dessen die Gesundheit nicht gefährdet wäre, sagen Experten.
Auswirkungen auf die Gesundheit
Die feinen, mit dem Auge nicht sichtbaren Staubpartikel dringen beim Einatmen bis in die Lunge ein. Sie schaden aber nicht nur dem Atemorgan. Feinstaub verdoppelt laut Studien die Rate tödlicher Herzinfarkte, erhöht den Blutdruck, verringert die Lungenkapazität bei Kindern und begünstigt Asthma. Außerdem stehen die kleinen Partikel im Verdacht, Krebs zu erzeugen, die Hautalterung zu beschleunigen und Schlaganfälle zu begünstigen.
In einer amerikanischen Studie fanden Forscher Hinweise dafür, dass schon Feinstaub-Werte, die nach den bisherigen Grenzwerten als harmlos eingestuft werden, das Schlaganfallrisiko deutlich erhöhen. Und auch für die Lungenkrankheit COPD gibt es keinen „Grenzwert“, was deutsche Wissenschaftler in einer Langzeitstudie mit mehr als 4.800 Teilnehmern zeigten: Steigt die Partikel-Konzentration um 7 Mikrogramm, erhöht sich die Zahl der COPD-Fälle um 33 Prozent. Besonders gefährdet sind der Studie zufolge Menschen, die an dicht befahrenen Straßen leben.
WHO fordert niedrigere Grenzwerte
Das Umweltbundesamt wertet die Daten zur Feinstaubbelastung aus den Messnetzen der Länder und des Umweltbundesamtes jährlich aus. Die vorläufigen Daten für das Jahr 2013 zeigen anhaltende Grenzwertüberschreitungen. Verglichen mit den Vorjahren war 2013 zwar eines der am geringsten belasteten Jahre. Entwarnung ist aber dennoch nicht angezeigt, denn die Zahlen spiegeln die tatsächliche Gesundheitsbelastung der Bevölkerung durch Feinstaub nicht wider. So rät die WHO bei Feinstaub schon lange zu einem weitaus strengeren Luftgüteleitwert von 20 ?g/m3 im Jahresmittel. Dieser wurde 2013 an fast 51 Prozent aller Messstationen in Deutschland überschritten.
47.000 vorzeitige Todesfälle infolge der Feinstaubbelastung
Nach Berechnungen des Umweltbundesamtes gibt es jährlich im Schnitt rund 47.000 vorzeitige Todesfälle infolge der zu hohen Feinstaubbelastung. Angesichts dieser Tatsache kann man kaum von angemessenen Grenzwerten hierzulande sprechen.
Das UBA plädiert daher für eine rasche Verschärfung der geltenden EU-Grenzwerte auf Basis der wissenschaftlichen Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO.
Aktuelle Feinstaub-Tageswerte finden Interessierte
hier.
Quellen:
Feinstaub und Stickstoffdioxid belasten auch 2013 weiter die Gesundheit; Pressemeldung des Umweltbundesamtes vom 16.2.2014
www.umweltbundesamt.de/presse/presseinformationen/feinstaub-stickstoffdioxid-belasten-auch-2013